Wie viele Hunderassen gibt es?

Als Hunderasse werden unterscheidbare Züchtungen von Haushunden bezeichnet. Die Definition als Rasse erfolgt nach bestimmten Kriterien durch einen Zuchtverband. Diese Kriterien unterscheiden sich zwischen einzelnen Verbänden.

Schätzungen zur Zahl der Hunderassen

Einige Schätzungen gehen von weltweit über 800 Hunderassen aus, doch diese Auffassung ist umstritten. So vertritt etwa der Genetiker Schleger die Auffassung, dass es höchstens 100 Hunderassen gibt, während der Rest Varietäten seien. Er beruft sich dabei auf die FCI-Systematik. Diese unterscheidet bei den Hunderassen zehn Gruppen mit Untersektionen:

  • #1: Hüte- und Treibhunde
  • #2: Pinscher, Schnauzer, Schweizer Sennenhunde und weitere Hunderassen
  • #3: Terrier
  • #4: Dachshunde
  • #5: Hunde vom Urtyp und Spitze
  • #6: Lauf- und Schweißhunde sowie verwandte Rassen
  • #7: Vorstehhunde
  • #8: Apportier-, Wasser- und Stöberhunde
  • #9: Begleit- und Gesellschaftshunde
  • #10: Windhunde

Ein Beispiel für die Zahl der Hunderassen innerhalb einer Gruppe ergibt sich bei den Treibhundrassen. Zu diesen gehören:

  • Bouvier des Flandres
  • Bouvier des Ardennes
  • Australian Stumpy Tail Cattle Dog
  • Australian Cattle Dog
  • Welsh Corgi Cardigan
  • Welsh Corgi Pembroke

Ebenfalls als Treibhunde werden Schweizer Sennenhundrassen verwendet. Diese sind:

  • Berner Sennenhund
  • Großer Schweizer Sennenhund
  • Entlebucher Sennenhund
  • Appenzeller Sennenhund

Aus dieser Zählung ergeben sich grob geschätzt 100 anerkannte Hunderassen. Eine exakte Zahl kann es nicht geben, weil auch andere Unterteilungen möglich sind. Das belegt der Unterschied zur modernen Systematik nach angelsächsischen Kategorien. Dachverbände im angloamerikanischen Raum sind beispielsweise der American Kennel Club, der British Kennel Club und der Canadian Kennel Club. Ihre Systematik unterscheidet von der des FCI und auch untereinander. Eine häufige angloamerikanische Einteilung nennt sieben Gruppen:

  • Working Group
  • Terrier Group
  • Pastoral Group
  • Hound Group
  • Gundog Group
  • Utility Group
  • Toy Group

Ähnlich ist das AKC-System aufgebaut, das auch sieben Gruppen zählt, allerdings mit leicht abweichender Systematik.

Zahl der Hunde pro Rasse

Die Individuenzahl in einer einzelnen Hunderasse variiert stark: Es können nur ein paar Dutzend Exemplare sein, womit die Rasse vom Aussterben bedroht wäre, doch häufig ist die Zahl sechs- bis siebenstellig. Wiederum ist es schwer, eine exakte Zählung durchzuführen, weil allein die Definition der Hunderasse uneinheitlich ausfällt. Es gibt durchaus Zoologen im deutschsprachigen Raum (etwa Wolf Herre), die einer Rasse die absolute Einheitlichkeit absprechen. Vielmehr hätten ihre Individuen nur viele Merkmale gemeinsam. Für die Zuordnung zu einer Rasse seien a) statistische Methoden erforderlich, b) unterliege diese Zuordnung auch dem subjektiven Ermessen. Dem widersprechen Vertreter von Verbänden, denn die Verbandskriterien für die Zuordnung eines Hundes zu einer Rasse sind sehr streng, woraus sich der Begriff der „Reinrassigkeit“ ergibt. Zu bestimmten Wettbewerben werden nur reinrassige Hunde zugelassen.

Rassemerkmale

Der Verband FCI (Fédération Cynologique Internationale) nennt als Unterscheidungsmerkmale zwischen einzelnen Hunderassen unter anderem die Fleckung des Fells, die Formen von Schnauze, Ohren und Schwanz, die Größe oder die Zuordnung zu einem Schlag. Es gibt auch Hunderassen, die so prägnant sind, dass es weiterer Unterscheidungsmerkmale nicht bedarf. Dazu gehören beispielsweise Pudel und Deutsche Spitze. Reinrassige Hunde können einen Ahnentafel tragen, besonders auffällige Leistungsmerkmale aufweisen und damit teilweise recht teuer gehandelt werden. Mischlinge sind das Gegenteil davon, was sich auch umgangssprachlich in der Bezeichnung als „Bastard“ oder Promenadenmischung ausdrückt. Es gibt aber auch gezielte Kreuzungen von Rassen mit der Intention, eine neue, noch leistungsfähigere Rasse zu erschaffen. Diesen Versuch gab es immer, praktisch alle modernen Rassen sind so entstanden (teilweise über Jahrhunderte und Jahrtausende). Ein moderner Ausdruck für solche gezielten Kreuzungen lautete Designer- oder Hybridrasse. Eine weitere Methode der Kreuzung zielt auf die Vermischung von Rassehunden mit anderen Arten der Canidae (Familie der Hunde). Der häufigste Fall betrifft Wolfseinkreuzungen. Vertreter sind unter anderem der Tschechoslowakische Wolfhund, der Lupo Italiano und der Saarlooswolfhund. Diese Hunde müssen vor allem in der ersten Generation sachgemäß gehalten werden, weil sie immer noch halb Wolf sind und sich Wölfe in ihrem sozialen Verhalten von Hunden erheblich unterscheiden. Eine unsachgemäße Haltung könnte für die Besitzerfamilie, Hüte- und Haustiere sowie andere Personen sehr gefährlich werden.

Wie haben sich Hunderassen historisch entwickelt?

Sie wurden schon immer gezüchtet. Die ersten Versuche dieser Art sind aus Ägypten vor rund 4.000 Jahren und in Europa vor rund 2.800 Jahren (Hallstattzeit) belegt. Vermutlich gab es sie aber auch schon vorher, denn Menschen leben mit Haushunden seit rund 10.000 Jahren zusammen. Allerdings waren wohl frühe Züchtungsversuche eher mühselig und gelangen nur über viele Hundegenerationen. Im europäischen Mittelalter dürfte es höchstens 12 Hunderassen gegeben haben. Etwas früher (5. bis 9. Jahrhundert) zählten germanische Chronisten sieben Hunderassen auf, zu denen vor allem Jagdhunde und auch schon der Schäferhund gehörten. Eine gelenkte Jagdhundezucht gab es ab dem 13. Jahrhundert. Einen großen Aufschwung nahm die Rassezucht im 19. Jahrhundert. Damals entstanden auch Rassestandards, die sich fortentwickelten. Das Ziel der Züchtungen änderte sich nun. In früheren Jahrhunderten ging es vor allem darum, leistungsfähige Jagd-, Hüte- und Hofhunde heranzuzüchten, während inzwischen der Hund auch zu Wettkämpfen und als Anhängsel von reichen Familien gehalten wurde. Damit spielte das Aussehen eine immer größere Rolle und wurde in die Rassestandards aufgenommen.